Personalnot und Nachwuchsmangel werfen Schlaglichter auf Einkommensrunde 2016
Die schwierige personelle Situation und der Mangel an Nachwuchskräften im öffentlichen Dienst werden Auswirkungen auf die bevorstehende Einkommensrunde für die Beschäftigten von Bund und Kommunen haben. Das schreibt Willi Russ, der Zweite Vorsitzende und Fachvorstand Tarifpolitik des dbb, in einem Gastbeitrag für die Fachzeitschrift 'Kommunalpolitische Blätter'.
(KOPO, Ausgabe 2/2016). Die Politik müsse Prioritäten setzen und angesichts des seit Monaten anhaltenden Flüchtlingszustroms, aber auch mit Blick auf die bereits zuvor 'auf Kante genähte' Personaldecke wieder für eine aufgabengerechte Personalausstattung sorgen.
Anteil befristeter Stellen ist zu hoch
"Auf 200.000 schätzt der dbb den derzeitigen Stellenbedarf, er reicht quer durch alle Bereiche des öffentlichen Dienstes", unterstreicht Russ. Dass ein paar tausend neue Stellen angekündigt und zum Teil bereits geschaffen worden sind, darunter im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, begrüße der dbb. "Aber es sind zu wenige, und sie kommen auch zu spät.
Denn bis neue Mitarbeiter gefunden, ausgebildet und in ihre konkreten Aufgaben eingearbeitet sind, vergeht viel Zeit. Auch deshalb werden wir in den anstehenden Verhandlungen zur Einkommensrunde darauf drängen, jungen Leuten, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben, eine sichere Berufsperspektive im öffentlichen Sektor zu bieten, statt sie mit immer neuen Befristungen abzuspeisen. Derzeit gibt es meist nur Jahresverträge.
Der Anteil befristeter Stellen im öffentlichen Dienst ist mit bis zu 15 Prozent viel zu hoch, sogar höher als in der Privatwirtschaft."
Entsprechendes Personal und angemessene Ausstattung
Russ erinnerte an die Aussage von Bundesinnenminister Thomas de Maizière, der auf der 57. Jahrestagung des dbb im Januar in Köln eingeräumt hatte, dass der Staat, wenn er seine Aufgaben ordentlich erledigen soll, entsprechendes Personal und eine angemessene Ausstattung braucht. Auf Dauer könne man "nicht auf den hohen Einsatz mit zig Überstunden und unter hohem Druck bauen", den die Beschäftigten derzeit leisteten, sagte de Maizière.
Willi Russ: "Wir werden ihn, wenn wir uns im März am Verhandlungstisch in Potsdam wieder treffen, beim Wort nehmen."